Harald Juhnke

Wir waren essen und am Nebentisch saß Harald Juhnke. Jemand der aussah wie Harald Juhnke? Nein, er selbst war es. Ich fragte die Frau und die meinte: Ja, das ist Harald Juhnke. Was macht der denn hier? In dem Moment wußte ich, dass ich träumte. Im richtigen Leben sagt die Frau in solchen Fällen so etwas nie. Im richtigen Leben wird sie die Frage: "Ist das nicht irgendwer?" zunächst vornehm überhören. Da ich diese Vornehmheit nach all den Jahren aber immer noch nicht recht zu deuten weiß, hake ich nach, etwas lauter: "Guck mal da hinten, ist da nicht der irgendwer?" "Ich meine den Typen mit dem Anzug, das ist doch Herr irgendwer" Zumindest den Blick "Noch ein Ton und ich verlasse das Lokal und tu nicht so, als würdest Du mich kennen" kann ich inzwischen deuten und schweige. Um dann auf dem Nachhauseweg etwas von "Aber das war doch, hättest Du mir doch sagen können..." zu erzählen - keine guten Vorraussetzungen für einen harmonischen Abend.

Zurück zu Harald Juhnke. Der Mann dessen Privatadresse früher angeblich jeder Taxifahrer in Westberlin kannte. Berlin ist inzwischen größer geworden und Juhnke schon ne ganze Weile tot. Heute wissen die Taxifahrer oft nicht einmal wer Juhnke war (frage sie ziemlich regelmäßig danach, ich nenne es Smalltalk anderere nennen es nervig). Und wo genau das Bild von Juhnke im chinesischen Restaurant hing und warum eigentlich (der Chinese war irgendwie mit ihm verwandt) ist auch ungewiss.

Aber was wollte Juhnke nun in meimem Traum? Mich daran erinnern, dass ich mich öfter mal bis zum Filmriss betrinken sollte um dann mit blutjungen Dingern im Hotel rumzuhängen? Dass ich mehr Taxifahren sollte? Nein ich glaube er wollte mir sagen, dass mir ein schickeres Outfit und eine Nelke im Knopfloch auch gut stehen würde. Und dass ich der Frau viel zu selten sage, dass mich nichts umhaut - außer sie.